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(Bleistift)

Seit jetzt etwa 50 Jahren bin ich immer wieder
bei Krafft am Rhein abgestiegen, entweder
als Station auf dem Weg in den Süden, oder öfter
auch zu Ausstellungs- u. Theaterbesuchen in Basel
Selbst in Zeiten, in denen ich es mir kaum leisten
konnte, habe ich den freundlich hilfsbereiten Empfang
u. die gepflegte Atmosphäre in diesem Hotel vorgezogen.
Vor allem der wunderbare Blick über den Fluss
zur linken Rheinseite mit der urig gewachsenen
Häuserzeile hat es mir angetan, u. so ist der Aufenthalt
bei Krafft für mich eine Art “Sehnsuchtsort“ geworden.

 

 

Abschied von einem lieben Freund

Ach Herbert . . .

An deinem Grab hörten wir viel Gutes über dein vielfältiges Engagement als politisch aktiver Bürger unserer Stadt, wir sangen das Lied von der Freiheit der Gedanken und streuten Blumen, aber das Loch, in dem die kleine Urne verschwunden war, lässt sich nicht verdrängen. Mich streifte kurz der Gedanke, wie dein Hundchen, Zwergschnauzer Baffi, in Zeiten deiner Abwesenheit immer so unruhig auf deine Rückkehr gewartet hatte, und wie ratlos er jetzt gewesen wäre.

Als Mensch bleiben mir wenigstens die Erinnerungen. Und die gehen zurück in die frühen 60er Jahre. Ich, der Zugereiste, lernte dich damals als einen Urwetzlarer kennen, der so viele Leute kannte und Menschen miteinander in Verbindung brachte. Fast konnte man dich einen “Freundschaftsgenerator“ nennen. Dein Naturell hat dir dabei geholfen: stets positiv gestimmt, optimistisch, den Mitmenschen heiter zugewandt und immer auf Ausgleich bedacht. Vielen, auch mir, warst du ein sehr treuer Helfer und selbstloser Förderer.

Du warst viel unterwegs, hauptsächlich beruflich als Photograph. Hast du nicht ganz früh einen 2CV Lieferwagen gefahren, das Symbol weltoffener Unbekümmertheit, und später deinen Allzweck-Bulli, den du mir gelegentlich ausgeliehen hast?

Gerne nahmst du auch spontan sich bietende Anlässe zum Reisen wahr, etwa die Fahrt zu Anna Bardis Ausstellung in Hamburg, der Besuch einer Vernissage in Ilmenau (mit denkwürdigem Aufstieg zum Kickelhahn), oder die Expedition nach Donnerskirchen am Neusiedler See, wo mal deine Photolehrerin, Annerose von Mayenburg, ihr Grundstück besichtigen wollte, …womit nur wenige von vielen Gelegenheiten erwähnt seien, an denen ich teilhatte.

War hier vielleicht ein Grundmotiv deines Lebens zu erkennen? Denn bei aller Sorge und allem Einsatz für deine geliebte Heimatstadt war immer dein Drang spürbar, nach draußen zu gehen.

Jedenfalls passten dazu deine soliden geographischen Kenntnisse, dein Interesse am Bahnwesen, deine Lust am Wandern, Radfahren und Planen von Touren. Diese Interessen wurden für dich immer wichtiger In den letzten Jahren, nachdem du dein Berufsleben beendet hattest. Sie halfen dir als Führer von Wandergruppen, und sie kamen dir bei deinen europaweiten Wanderfahrten mit Bahn und Klapprad zustatten.

Eine letzte, bereits gebuchte Reise konntest du nicht mehr antreten.

 

Herbert H.G. Wolf war 78, als er am 11.9. 2018 starb.